Zu unserem Bedauern hat uns noch vor Ablauf der Konferenz eine Distanzierung der Historikerin Prof. Dr. Hanna Schissler erreicht, die auf der Konferenz einen Vortrag zum Thema „Erinnern, Gedenken, Versöhnen, Verantwortung. Was heißt Aufarbeitung der deutschen Vergangenheit heute?“ gehalten hat. Ihr Anliegen, Wissen und Sachlichkeit in einem schwierigen Themenfeld einzubringen, sei durch einen „esoterischen Konsens“ unmöglich geworden. Diese Auffassung nehmen wir mit Respekt zur Kenntnis.
Als Veranstalter haben wir ein Konzept verfolgt, das einen „Gleichklang von Wissenschaft, Kunst und Spiritualität“ anstrebt. Dies ist weder üblich noch sind wir darin geübt. Die spirituelle Dimension einer Verbundenheit allen Lebens ist uns wichtig, hat aber aus unserer Sicht mit Esoterik nichts zu tun. Um den Gleichklang von Wissenschaft, Kunst und Spiritualität herzustellen, haben wir einen Spannungsbogen zwischen sehr unterschiedlichen Referenten und Referentinnen gewagt. Die Mitwirkung einer Historikerin war für uns genauso wichtig, wie die eines Kommunikationswissenschaftlers, eines Philosophen, einer Psychologin und Zen-Meisterin aus der Schweiz, einer Pastorin aus Deutschland, einer Bundestagsabgeordneten, die sich aufgrund ihrer Erkenntnisse aus dem NSU-Untersuchungsausschuss entschieden mit rechtsradikalen Tendenzen in unserer Gesellschaft auseinandersetzt oder die Mitinitiatorin eines zivilgesellschaftlichen Engagements für Europa.
Gerade die Breite und Vielfalt der Beiträge war und ist unser Anliegen. Wir betrachten es als eine Herausforderung für die Aussöhnung mit Deutschland, Begegnungs- und Gesprächsräume zu schaffen, die es ermöglichen, dass sich ganz verschiedene Menschen auf die Suche danach begeben, sich in diesem schwierigen Themenfeld zu verstehen. Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass man mit dem anderen einverstanden sein muss. Es ist eine Herausforderung, trotzdem im Gespräch zu bleiben. Das ist uns, wie die Distanzierung von Hanna Schissler zeigt, nicht durchgängig gelungen. Darin steckt eine Herausforderung für die Zukunft
Zugleich wurde in der Konferenz eindrücklich erfahrbar, dass in diesem schwierigen und hochbelasteten Feld der Aussöhnung eine große Sehnsucht und ein ausgeprägtes Interesse daran besteht, sich dem Thema nicht nur kognitiv und nicht nur aus der Sicht einer Disziplin, sondern mit Hilfe von unterschiedlichen Denk- und Herangehensweisen zu näheren – mental, emotional und spirituell – und diese miteinander in einen neuen Dialog zu bringen. Mit der Konferenz haben wir dazu einen wichtigen Schritt getan.